24.02.22

Baby & Solo | Lisabeth Posthuma (Ü: Sophie Zeitz)



 

Der Teilzeitjob in einer Videothek verspricht endlich den Neubeginn, den Joel so lange herbeigesehnt hat. Nach jahrelanger Therapie will er die Vergangenheit hinter sich lassen. Seine neue Stelle scheint perfekt dafür: Dort darf er sich sogar einen anderen Namen geben – „Solo“, wie aus seinem Lieblingsfilm Star Wars. Endlich ein unbeschriebenes Blatt sein. Er punktet bei den Kollegen mit Ratschlägen, die er sich von Motivationspostern borgt, und freundet sich mit der schlagfertigen Nicole alias „Baby“ an, die seine Filmliebe teilt. Doch zu einer Freundschaft gehört auch Offenheit, und Nicole ahnt, dass Joel etwas verschweigt. Er muss sich entscheiden: Gibt er mehr von sich preis – oder setzt er ihre Freundschaft aufs Spiel?
(Text & Cover: ©Hanser; Foto: ©N. Eppner)

Kennst du Bücher, die so gut sind, dass du gar nicht so genau weißt, wie du sie beschreiben sollst, sie aber einfach gerne jedem deiner Freund*innen in die Hand drücken möchtest, damit sie diese auch lesen? Genau so ein Buch ist "Baby & Solo". Ich habe meine Rezension dazu lange vor mir her geschoben, weil ich einfach nicht die richtigen Worte finde, aber ich möchte, dass es ganz viele Leser*innen findet und deshalb schreibe ich meine Begeisterung jetzt endlich auf.

Auf der Verlagsseite wird es mit "für Fans von John Green und Benedict Wells" beworben, aber ich sage, dass es besser ist als die Romane von John Green, dem meiner Meinung nach Authentizität und Leichtigkeit fehlt. Lisabeth Posthuma schreibt real und lässig von tiefgründigen schwer auf den Schultern ihrer Figuren lastenden Problemen.

Jugendliche brauchen Bücher wie "Baby & Solo". Im Mittelpunkt stehen zwei ganz normale Jugendliche. Beide tragen ihre Päckchen, haben ihre Zeit nicht immer mit den richtigen Leuten verbracht und müssen sich mit Themen auseinandersetzen, die nicht unbedingt unter "unbeschwerte Jugend" fallen. Aber so ist es nun mal, das echte Leben. Und davor können wir uns alle nicht schützen. Was wir aber tun können: auch die miesen Zeiten annehmen und das beste daraus machen, gegen Vorurteile angehen und proaktiv unsere Selbstwirksamkeit nutzen.

Das ist genau das was Nicole und Joel versuchen. Es gelingt nicht immer. Aber sie haben schon das ein oder andere Loch überwunden und jetzt gibt es zusätzlich zu den eigenen Fähigkeiten eine Freundschaft, in der zwei Menschen, deren Leben löchrig und nicht zu 100% stabil, aufeinander bauen und füreinander da sind. Nicht ohne Streit, nicht ohne Vorsicht, nicht ohne Misstrauen - das geben ihre Biografien nicht her, aber doch mit dem Willen füreinander da zu sein. Das wäre prinzipiell ein gutes Fundament, wenn beide Parteien ehrlich wären, aber besonders Joel fällt das richtig schwer. Er hat Angst vor Ablehnung, Angst vorm Scheitern, aber auch Angst vorm Schmerz, den die Erinnerungen heraufbeschwören könnten.

Ich mag vor allem Baby alias Nicole, die zwar irgendwie richtig in die Scheiße getreten ist, aber unbeirrt ihren Weg geht. Die sehr bei sich ist und sich nicht vom Außen beeinflussen lässt. Die ihr Ding durchzieht, sich kleidet wie sie möchte und sich nicht davon abhängig macht anderen gefallen zu wollen.

Lisabeth Posthuma überrascht mit einem Geheimnis, das ich so nicht vermutet hätte. Meine Spekulationen erwiesen sich als falsch und ich freue mich, dass es ihr gelungen ist, mich so in die Irre zu führen. Ich hoffe, dass es nicht bei diesem einen Jugendbuch bleibt, mit dem Posthuma ihr Debüt in Deutschland feierte. Ich wünsche mir mehr von Lisabeth Posthuma und mehr Jugendbücher wie "Baby&Solo". Lest es, egal ob ihr noch jugendlich seid oder nicht. 


Buchinfo:

Hanser (2021)
ab 14 Jahre
432 Seiten
Hardcover 19,00 €


Rezensionen: ©2022, Nanni Eppner

1 Kommentar:

  1. Das Buch steht seit letztem Herbst auf meiner Liste, daher freut es mich umso mehr, deine so begeisterte Rezension zu lesen. Hoffentlich wird es mir ebenso gut gefallen wie dir!

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