20.08.22

Wutkraft | Friederike von Aderkas





Seit Kindertagen haben wir gelernt, Wut zu unterdrücken, gilt sie doch als Zeichen der Zerstörung. Das ist fatal, denn Wut ist ein Gradmesser für unser Wohlbefinden. Wer ihr nicht zuhört, läuft Gefahr, den Zugang zu den eigenen Bedürfnissen zu verlieren, krank zu werden und eine Depression zu entwickeln. Wutkraft ist eine Einladung, unsere eigene Wut kennenzulernen und verantwortlich damit zu leben. Sie weist uns den Weg zu mehr Präsenz, Lebendigkeit und Wohlgefühl. Anhand von zahlreichen Übungen und Reflexionen zeigt Friederike von Aderkas, wie wir unsere Wut positiv nutzen: Wie wir lernen, Grenzen zu setzen, Entscheidungen mit neuer Klarheit zu treffen und Beziehungen neu zu gestalten.
(Text & Cover: ©Beltz; Foto: ©N.Eppner)

Ich selbst bin ein eher wütendes Kind gewesen und hatte das Glück, dass ich meine Wut nicht unterdrücken musste, sondern bekam die Chance diese in Energie umzuwandeln, was mich später zu einer zielstrebigen Person werden ließ. Bzw. war ich das als Kind schon im Sinne der Autonomie, doch seien wir ganz ehrlich: vor 35 Jahren war der Gedanke, dass Autonomie im Kleinkindalter zu Selbstbewusstsein im Erwachsenenalter führt, noch nicht sehr ausgeprägt. 

Heute begegnet mir Wut vor allem dann, wenn mein sehr nach Autonomie strebendes Kleinkind einen Wutanfall bekommt. Der erste Impuls ist häufig diesen zu beenden. Je nach eigener Tagesform. Doch zum Glück greift meistens mein Wissen darum, was Wut bedeuten kann: unerfüllte Bedürfnisse, das Gefühl nicht verstanden zu werden, aber auch der Wunsch danach autonom zu handeln. Die Wut meines Kindes zu sehen und zu verstehen, ist die eine Sache, meine eigene Wut, ist die andere.

Auch heute noch ist Wut eins meiner dominierenden Gefühle. Z .B. werde ich schneller wütend, als dass ich enttäuscht bin. In der Trauerphase nach dem Tod meiner Mutter war ich sehr oft sehr wütend. Nicht nach außen, aber nach innen gerichtet. Eine Wut, die nicht unbedingt in Energie umgewandelt, aber trotzdem verarbeitet werden sollte. In "Wutkraft" habe ich viele Denkanstöße bekommen mit Wut umzugehen, sie zu verstehen und vor allem zu akzptieren.

Vor allem bei uns Frauen ist Wut unerwünscht. Wir sollen nach Möglichkeit nett und freundlich, hübsch und friedlich sein (lies dazu unbedingt "Wut und Böse" von Ciani-Sophia Hoeder). Das führte dazu, dass Wut insbesondere bei weiblich gelesenen Personen unterdrückt wurde. Dass ein Unterdrücken von Emotionen - egal welcher Art - keine Lösung ist, wissen wir. Dass ein Umwandeln von Wut in Gewalt auch keine ist, das ist uns auch klar. Wie finden wir nun einen Mittelweg? Und wo kommt unsere Wut überhaupt her? Was will sie uns sagen? 

Das Verstehen der eigenen Wut ist Grundlage für den Umgang damit. Deshalb beginnt Friederike von Anderkas ihre Einführung in das  Thema Wut über Emotionen und Gefühle und den Ursprung der Wut. Mit Übungen wie einem Wuttagebuch, unterstützt sie dabei der eigenen Wut auf die Spur zu kommen und diese zu benennen. Ein sichtbar machen der Wut ist ein wichtiger erster Schritt.

In den Folgekapiteln geht es darum mit der Wut zu experimentieren. Was löst Wut in dir aus? Was ist ein gesunder Wutausdruck? Wie kann ich mich aus der Opferrolle befreien und zu selbstbestimmtem Handeln zurückkehren?

Ich kann "Wutkraft" nur empfehlen, denn ich denke, dass ein gesunder Umgang mit Wut wichtig ist, um einen gewaltvollen Umgang mit Wut zu vermeiden, aber auch, um den Stellenwert von Wut als negatives Gefühl zu verändern. Es ist nicht zwangsläufig die nach außen gerichtete Wut, die mehr Schaden anrichtet, und ein offenerer, verständnisvollerer Umgang mit dem Gefühl Wut kann dabei helfen sie positiv zu nutzen und auf die eigenen Bedürfnisse zu achten.


Buchinfo:

256 Seiten
Klappenbroschur 17,95 €


© 2022, Nanni Eppner

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