13.10.22

Ein unendlich kurzer Sommer | Kristina Pfister

 



Wo soll man eigentlich hin, wenn man vor sich selbst davonläuft? In irgendeinen Zug einsteigen und bis zur Endstation fahren? So jedenfalls landet Lale auf dem heruntergekommenen Campingplatz an diesem See, der fast zu schön ist. Sie hilft dem alten, grantigen Besitzer Gustav beim Renovieren der maroden Bäder, füttert die flauschigen Kaninchen, trägt jeden Tag die gleiche, alte Latzhose und schweigt .Bis Christophe diese vermeintliche Ruhe durcheinanderbringt. Christophe mit den dunklen Augen, angereist vom anderen Ende der Welt, auf der Suche nach seinen Wurzeln. Christophe, der zu spüren scheint, was Lale fühlt.
Gemeinsam erleben sie den einen Sommer, der bleibt: Flirrende Hitze, glitzerndes Wasser, gemeinsame Floßfahrten, ausgeblichenes Haar.
(Text & Cover: © S. Fischer Verlage, Foto: © N. Eppner)

"Ein unendlich kurzer Sommer" ist das perfekte Buch, um in das Gefühl des Sommers einzutauchen. In die Hitze, in das Gefühl von Abenteuer und Möglichkeiten, in eine kleine Sommerliebe und in die sehnsuchtsvollen Erinnerungen, die das Ende des Sommers mit sich bringt. Mit Kristina Pfister reise ich in den Sommer und in die Vergangenheit. Ich bleibe zurück mit dem Gefühl auch etwas erleben oder zumindest verändern zu wollen, mit einer süßen, aber nicht greifbaren Sehnsucht.

Lale ist auf der Flucht. Oder auf der Suche. So ganz genau weiß sie das nicht. Auch nicht so recht wovor sie wegläuft oder was sie sucht. Es ist mehr so ein Gefühl loszufahren, auszusteigen und zu bleiben. Bleiben war eigentlich nicht beabsichtigt, aber der Campingplatz mit seinem muffeligen Besitzer Gustav erfüllt sie irgendwie mit Ruhe. Ihr Handy schaltet sie erst gar nicht an. Sie möchte keinen Kontakt zu ihrem richtigen Leben, das ihr anstrengend erscheint und Entscheidungen von ihr erwartet. Das Ansprüche stellt und so fordernd ist.

Auch Christophe ist auf der Suche. Er findet. Allerdings nicht das, was er erhofft hat. Keine innere Ruhe nach dem Tod seiner Mutter, der ihn aus der Bahn warf. Was er findet entfaltet eine ungeahnte Intensität. Er fühlt, erlebt, bekommt Zugang zu seinen Emotionen und dann droht alles wieder zu scheitern. Ist er einer, dem das Leben nichts Gutes verheißt?

Kristina Pfister schreibt mit der Leichtigkeit eines Sommerwindes, der die Haut streift und trotzdem Spuren hinterlässt. Gefühle, Sehnsüchte, Erinnerungen. Ich fliege durch ihren Roman, mag die charmanten und eigensinnigen Figuren gar nicht verlassen, wünsche ihnen am Ende nur das Beste. Sie sind mir ans Herz gewachsen mit ihren Ecken und Kanten, mit ihren manchmal scheiternden Versuchen ihr Leben zu leben und dabei nur so vor sich hinzudümpeln, statt nach den Sternen zu greifen. Etwas, das ein Sommer, einer dieser Sommer zu ändern vermag.

Buchinfo:

S. Fischer Verlage (2022)
368 Seiten
Paperback 16,- €


Rezensionen: ©2022, Nanni Eppner


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