28.06.21

[Waldrauschen] Entspannter durch eine volle Woche




Meine Woche ist proppevoll. Jeden Tag Termine, geplante Vorhaben, aktuell viele Dinge in Haus und Garten zu erledigen, die tägliche Fahrt zum Stall + Training. Ich mag das gar nicht. Es fühlt sich an, als stünde ich vor einem großen Berg, der nur schwer zu erklimmen ist. Früher bin ich oft krank geworden, allein, weil mich der Gedanke an die Bewältigung schon ausgelaugt hat. 

Heute geht es mir damit besser. Ich sehe die Aufgaben nicht mehr als Berg, sondern kann meinen Blick darauf ändern. Ich schaue nicht mehr auf die ganze Woche, sondern gehe von Tag zu Tag. Welche Aufgaben kann ich links liegen lassen, um mir Pausen einzuräumen? Diese plane ich mir bewusst ein, schreibe sie am besten auch mit in den Kalender.

Ich ändere mein Mindset. Nicht “Heute muss ich ja ....”, sondern “Heute freue ich mich auf…” oder “Ich erledige das und das / nehme den Termin war und danach gönne ich mir eine kurze Lesepause / Kaffee / Telefonat mit einer Freundin [...] Darauf freue ich mich schon sehr.” Oder ein Beispiel aus meiner Woche: “wenn ich die alten Ordner und Papiere in meinem Büro sortiert habe, kann ich mir den Raum wieder viel schöner gestalten. Außerdem wird künftige Büroarbeit danach einfacher.”

Um täglich positiv in den Tag zu starten, nutze ich gemeinsam mit den Kindern eine Embodiment Technik, die ich kürzlich im Workshop von Steffi Bathe gelernt habe. Dazu reiben wir freudig unsere Hände und nennen uns zwei Dinge, auf die wir uns an diesem Tag freuen (beim kleinen Mädchen lauten sie übrigens immer Pepper (wer uns noch nicht kennt, das ist unser Pferd) :D) Das ist keine Wunderwaffe und dadurch erledigen sich die vielen Aufgaben auch nicht von selbst, aber es hilft - vor allem beim täglichen Gebrauch - schwere Aufgaben mit einer positiveren Einstellung zu bewältigen und dadurch den Stress zu reduzieren.




Wie stehst du solchen vollen Tagen oder Wochen gegenüber? Lässt du dich davon runterziehen oder hast du schon Techniken erlernt oder entwickelt, wie du dem entgegen treten kannst?




Ich wünsche dir einen schönen Tag. Komm gut durch die Woche

25.06.21

#dickebüchercamp 2021





Pack die Badehose ein und dein kleines Bücherstapelein und dann geht es auf zum #dickebüchercamp.
Ist ja fast wie Klassenfahrt oder eben der jährliche Ausflug ins Sommercamp, denn ich bin #dickebüchercamp Wiederholungstäterin und viele bekannte Gesichter auch. 

Mitmachen kann Jede:r. Voraussetzung: du liest Bücher mit mehr als 500 Seiten. 

Juli und August ist Campzeit. Zwischendurch dürfen auch mal dünnere Bücher gelesen werden, aber der Fokus liegt auf den dicken Schinken. 

Wie sieht es bei dir aus? Liest du gerne dicke Bücher oder lieber dünne?

Als ich Jugendliche war, konnten die Bücher gar nicht dick genug sein. Besonders, wenn ich sie von meinem Taschengeld kaufen musste. Ich dachte je dicker, desto mehr habe ich davon. Trotzdem waren sie meist innerhalb weniger Tage verschlungen. In den letzten Jahren fehlte mir ein wenig die Geduld für dicke Bücher und ausufernde Geschichten und ich griff häufiger zu dünneren Ausgaben. Seit einiger Zeit habe ich mir diese Geduld wieder zurück erobert und einige dicke Bücher gelesen. Dadurch habe ich richtig gute Geschichten und tolle Figuren kennengelernt.

Auf dem Foto siehst du meinen Stapel fürs #dickebüchercamp. Keine Sorge, ich bin nicht so größenwahnsinnig zu glauben, dass ich alle Bücher in zwei Monaten schaffe (oder vielleicht doch), aber im Gegensatz zu den vergangenen Jahren, möchte ich in diesem Jahr keine 2 oder 4 fixen Bücher haben, sondern eine Auswahl, aus der ich mich bedienen kann. Ich finde mir ist eine gute Mischung gelungen.

Kennst du das #dickebüchercamp? Wenn nicht, findest du alle Infos bei Marina, der Initiatorin
Bist du dabei?


22.06.21

Der Wind singt unser Lied | Meike Werkmeister



 

Die Weltenbummlerin Toni ist überall und nirgends zu Hause – bis ein Anruf ihres Vaters sie zurück an die Nordsee führt. St. Peter-Ording mit seinen hübschen Reetdachhäusern und dem kilometerlangen Sandstrand ist für viele das Paradies auf Erden. Doch Toni hat sich hier, wo der Wind das ganze Jahr um die Häuser pfeift, nie richtig wohlgefühlt. Auch jetzt macht ihre alte Heimat es ihr nicht leicht. Ihre Eltern werden immer schrulliger, und alles erinnert sie an ihre erste große Liebe. Während sie auf dem Ferienhof der Familie aushilft, begreift Toni, dass sie das Leben anpacken muss, um ihm eine neue Richtung zu geben. Und dabei ist sie nicht allein …
(Text & Cover: Goldmann; Foto: © N. Eppner)

Hach, ich liebe die Romane von Meike Werkmeister. Sie vermitteln mir schon auf den ersten Seiten ein Gefühl von Wärme, Heimat und Freundschaft. Obwohl ich mich eher in den Bergen, als am Meer Zuhause fühle, bekomme ich jedes Mal eine große Seesucht, wenn ich in Meikes Geschichten eintauche. 

"Der Wind singt unser Lied" gehört zu einer Reihe an Büchern, die unabhängig voneinander gelesen werden können, aber durch eine Gruppe befreundeter Frauen miteinander verbunden werden. Daher kehren einige Figuren immer wieder und das Eintauchen in die Romane ist wie ein Treffen mit langjährigen Freunden. 

Weltenbummlerin Toni kannte ich schon aus "Über dem Meer tanzt das Licht". Darin war sie mir eigentlich nicht so sympathisch. Doch im Kreise ihrer Familie hat sie sich zu einer meiner Lieblingsfiguren entwickelt und ihre Geschichte zu einem meiner Highlights in 2021. 

Tonis Geschichte ist mitten aus dem Leben gegriffen und mit einer herzerwärmenden Tiefe erzählt. Früher hatte sie eine enge Bindung zu ihrer Schwester, doch dann ist sie von Zuhause abgehauen und jetzt gibt es eine schwer zu greifende Kluft zwischen den beiden. Caro hat eine eigene Familie und eigene Probleme, zu denen Toni nicht mehr den Zugang findet wie früher. Auch die Schwierigkeiten mit den Eltern scheinen mit dem Erwachsen sein nicht weniger zu werden, als zu Teenagerzeiten. 

Zurück in der Heimat wird Toni mit den Geistern der Vergangenheit konfrontiert. Ob davonlaufen immer so eine gute Idee ist oder ob es an der Zeit ist, sich dem zu stellen, um im hier und jetzt leben und glücklich werden zu können. 

Meike Werkmeister greift Themen auf, die sehr gut zum aktuellen Trend der Selbstfürsorge passen, aber auch Alltagsprobleme, die wir alle aus dem familiären Miteinander kennen. In ihrer lockeren Art verpackt sie diese zu einem emotionalen Wohlfühlerlebnis. Selfcare at its best ist Lesezeit mit Meike Werkmeister.


Buchinfo:

Goldmann (2021)
464 Seiten
Taschenbuch 11,00 €

Chronologische Reihenfolge:

2. Über dem Meer tanzt das Licht
3. Der Wind singt unser Lied


Rezensionen: © 2021, Nanni Eppner

18.06.21

Neue Bücher | Juni 2021



Ich hab schon lange keine neuen Bücher mehr gezeigt. Dank Gutscheinen, Rabattcodes, Geschenken etc. haben sich wieder einige neue Bücher angesammelt. 

Zwei der meist erwarteten Bücher des Jahres stammen aus dem Fantasygenre. "Schattenelfen. Die Blutkönigin", die neue Reihe meines Lieblingsautors Bernhard Hennen und "Rule of Wolves" von Leigh Bardugo, dessen Vorgänger "King of Scars"  (Übersetzung: Michelle Gyo) ich so sehr mochte, wie die anderen Bücher aus dem Grishaverse auch. Die erste Folge der dazugehörigen Netflixserie hat mir auch richtig gut gefallen. Bin aber noch nicht dazu gekommen weiterzuschauen.

"Long Bright River" von Liz Moore (Übersetzung: Ulrike Wasel und Klaus Timmermann) und "Tiger" von Polly Clark (Übersetzung: Ursula C. Sturm stehen schon länger auf meiner Wunschliste. Empfehlungen von Sarah und Alex, deren guten Geschmack ich gerne vertraue.

"Das Karlgeheimnis" ist das neuste Buch der Kinder- und Jugendbuchautorin Jutta Wilke, deren Bücher ich sehr mag und die im Buchladen meines Vertrauens arbeitet, weshalb ich mir dort ein signiertes Exemplar bestellen konnte. "Heldinnen werden wir dennoch sein" von Christiane Wünsche, habe ich überraschend von Lovelybooks zugesendet bekommen, stand aber auch schon auf meiner Wunschliste.

Die anderen Bücher sind hauptsächlich Sachbücher und Ratgeber, die sich mit meiner Arbeit beschäftigen und die alle aufzuzählen ich jetzt einfach mal zu faul bin. 

Kennst du eins der Bücher? Welches Buch ist bei dir zuletzt eingezogen?

15.06.21

Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid - Alena Schröder





 

In Berlin tobt das Leben, nur die 27-jährige Hannah spürt, dass ihres noch nicht angefangen hat. Ihre Großmutter Evelyn hingegen kann nach beinahe hundert Jahren das Ende kaum erwarten. Ein Brief aus Israel verändert alles. Darin wird Evelyn als Erbin eines geraubten und verschollenen Kunstvermögens ausgewiesen. Die alte Frau aber hüllt sich in Schweigen. Warum weiß Hannah nichts von der jüdischen Familie? Und weshalb weigert sich ihre einzige lebende Verwandte, über die Vergangenheit und besonders über ihre Mutter Senta zu sprechen?

Die Spur der Bilder führt zurück in die 20er Jahre, zu einem eigensinnigen Mädchen. Gefangen in einer Ehe mit einem hochdekorierten Fliegerhelden, lässt Senta alles zurück, um frei zu sein. Doch es brechen dunkle Zeiten an.
(Text & Cover: ©dtv; Foto: ©N. Eppner)

Auf den ersten Blick sprach mich "Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid" gar nicht so an, weil ich in der letzten Zeit viele Bücher zum Thema Zweiter Weltkrieg gelesen habe, aber dann sah ich die Buchpremiere mit der Autorin und Buchhändlerin Sarah Reul auf Instagram und war begeistert vom Buch und der Autorin. Alena Schröder geht ganz anders an die Geschichte heran, als ich es bisher kannte. Weniger romantisiert, weniger pathetisch, viel mehr den einzelnen Menschen im Blick haltend, den Fokus auf Einzelschicksale richtend. Vielleicht ist es ihr Hintergrund als Journalistin, der sie bei jeder Figur so in die Tiefe gehen lässt.

Erzählt wird der Roman auf zwei Ebenen. Wir begleiten die 27-jährige Hannah, die sich gerade irgendwie in der Schwebe befindet. Stehend im Prozess des Lebens. Angefangene Doktorarbeit, Affäre mit dem verheirateten Doktorvater, schwierige familiäre Vergangenheit und Oma Evelyn im Altersheim. Als ein Brief aus Israel eintrifft, versucht sie die Geheimnisse von Evelyns Kindheit und Jugend zu ergründen. Mehr zu erfahren über deren Mutter, die tot geschwiegen wird. Doch Evelyn, die als junge Frau selbstständig sein und Kampfgeist beweisen musste, ist ein harter Brocken. Sie möchte die Vergangenheit ruhen lassen, die nun eh nicht mehr zu ändern ist, und den Schmerz nicht wieder aufbrechen lassen.

"Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid" ist so spannend geschrieben, dass ich es innerhalb von zwei Tagen durchlas. Es sind vor allem die Figuren, denen Schröder mich so nahe bringen konnte, die mich fesselten. Aber auch die Gedanken, die von der Autorin angestoßen wurde. Immer wieder das was wir seit Generationen in uns tragen, das uns beeinflusst, ohne dass wir vielleicht davon wissen. Gerade die Kriegskinder und -enkel tragen oftmals schwere Lasten auf sich. Bedingt durch erschütternde Erlebnisse, aber auch durch die Konventionen, Leitlinien und Denkweisen ihrer Zeit. Die Trennung von einem Fliegerhelden war eine unverzeihliche Handlung.

Schröder fordert auf eigene Denkmuster zu hinterfragen. Im Mittelpunkt steht die Frage nach Gut und Böse. Ist es gut ein Kind ohne Mutter zu versorgen? Oder ist es böse gleichzeitig ein ganzes Volk zu hassen? Ist es Böse das eigene Kind zurückzulassen oder gut eigene Bedürfnisse und Nöte zu erkennen? Gerade in Bezug auf den Nationalsozialismus ist die Frage nach Gut und Böse etwas, das ganze Generationen beschäftigt und belastet.

Alena Schröders Schreibe hat mich so sehr abgeholt. Der Ernst, mit dem sie Hannahs Krise behandelt, und natürlich ihre Lebensgeschichte aufarbeitet, aber auch der ironisch trockene Humor, mit denen sie über andere Figuren schreibt. Wie sie jedem Charakter einen eigenen Ton verleiht, der dynamisch ist und zu Situation und Veränderung der Perspektiven passt. 

Eine große Leseempfehlung für "Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid.


Buchinfo:

Hardcover 22,00 €
368 Seiten


Rezensionen: ©2021, Nanni Eppner

11.06.21

Mr. Parnassus' Heim für magisch Begabte | T. J. Klune



 

Linus Baker ist ein vorbildlicher Beamter. Seit Jahrzehnten arbeitet er in der Sonderabteilung des Jugendamtes, die für das Wohlergehen magisch begabter Kinder und Jugendlicher zuständig ist. Nie war er auch nur einen Tag krank, und das Regelwerk der Behörde ist seine Gute-Nacht-Lektüre. Linus' eintöniges Dasein ändert sich schlagartig, als er auf eine geheime Mission geschickt wird. Er soll das Waisenhaus eines gewissen Mr. Parnassus', das sich auf einer abgelegenen Insel befindet, genauer unter die Lupe nehmen. Kaum dort angekommen, stellt Linus fest, dass Mr. Parnassus' Schützlinge eher etwas speziell sind – einer von ihnen ist möglicherweise sogar der Sohn des Teufels! In diesem Heim kommt Linus mit seinem Regelwerk und seiner Vorliebe für Vorschriften nicht weit, das merkt er schnell. Eher widerwillig lässt er sich auf dieses magische Abenteuer ein, das ihn auf der Insel erwartet, und erfährt dabei die größte Überraschung seines Lebens ...
(Text & Cover: ©Heyne; Foto: ©N. Eppner)

Don't judge a book by it's cover... das hat mir der Heyne Verlag eindrücklich bewiesen. Ich wollte Mr. Parnassus nämlich ursprünglich überhaupt nicht lesen, weil ich das Cover nicht mochte und ganz oberflächlich davon ausging, dass es deshalb keine gute Geschichte sei. Was hätte ich nur verpasst!! Glücklicherweise konnten mich einige Blogger:innen davon überzeugen, dass es ein absolutes Highlight ist. Dem kann ich absolut zustimmen.

Ich glaube ich habe noch keine Geschichte aus dem Fantasygenre gelesen, die so herzig ist. Von den Charakteren über das Setting bis hin zur Handlung ist einfach alles liebenswert. 

Linus Baker lebt seit Jahren nur für seinen Job. Er hält sich an alle Regeln und Vorschriften (davon gibt es ziemlich viele) und führt seine Arbeit sehr gewissenhaft aus. In seiner Tätigkeit als Prüfer von Heimen für magische Kinder und Jugendliche trägt er eine große Verantwortung für das Wohlergehen des magischen Nachwuchses, der sicherheitshalber in Heimen untergebracht ist, um die normalen Mitmenschen nicht zu gefährden. 

Für Linus Baker eine ernste Angelegenheit, für mich als Leserin so absurd, dass ich ihn schütteln und aufwecken möchte. Linus, siehst du denn nicht, dass es rassistische Handlungen übelster Sorte sind? Eine sehr ernste Thematik, die mir während des Lesens durchaus bewusst ist und von Klunes sarkastischem Unterton untermalt wird. Und trotzdem ist die Geschichte von einem tollen Humor und Herzlichkeit gezeichnet.

Als Linus Baker einen Sonderauftrag auf einer abgelegenen Insel erfüllen soll, trifft er auf magische Begabte der ganz besonderen Sorte. Unter ihnen der Sohn des Teufels, der Baker in regelmäßigen Abständen mit dem Höllenfeuer bedroht. Betreut werden die Kinder von Arthur Parnassus, einem so unglaublich sympathischen Pädagogen, der sein Herz öffnet für diejenigen, die Ablehnung erfahren. Die Bewohner des Heims sind zwar anders, als ihre Mitmenschen, aber es sind Kinder. Mit den gleichen Bedürfnissen und Ängsten, die alle Kinder haben.

Liebevoll, klug und sehr charmant schreibt Klune die Geschichte von Linus Baker, der in seinem Alltagstrott die wichtigen Dinge und vor allem sich selbst aus den Augen verloren hat. Er erkrankt am System, am Wunsch nach Leistung und Anerkennung und begegnet zum ersten Mal in seinem Leben etwas, das wohl als Hass bezeichnet werden kann. Aber auch der bedingungslosen Zuneigung, der Kraft der Freundschaft, des Miteinanders und der Fähigkeit offen und ohne Vorurteile auf andere zuzugehen. 

"Mr. Parnassus' Heim für magisch Begabte" ist watteweich und öffnet trotzdem die Augen für ein ernstes Thema. Auch, wenn ich nicht nur Wohlfühlgeschichten lesen könnte, ist Klunes Roman perfekt und holt mich (sozusagen als ehemalige Kollegin von Linus Baker) mit einer humorvollen Schreibe, absolut liebenswerten, aber ausgefallenen Charakteren und einer richtig guten Message total ab.


Buchinfo:

Heyne (2021)
480 Seiten
Paperback 14,99 €
Übersetzung: Charlotte Lungstrass-Kapfer


Rezensionen: © 2021, Nanni Eppner

07.06.21

Das Licht vergangener Tage | Nikoletta Kiss




Nichts kann uns aufhalten.

Budapest 1949: Als sich István und Rebeka das erste Mal begegnen, fühlen sie sich trotz ihrer Gegensätzlichkeit sofort zueinander hingezogen. Der mittellose Kunststudent schert sich nicht um gesellschaftliche Konventionen oder die Spielregeln des Kunstbetriebs. Sie hingegen kommt aus gutem Hause und träumt von einer glamourösen Karriere als Theaterschauspielerin. Doch dann überschlagen sich die politischen Ereignisse im sozialistischen Ungarn, und plötzlich geht es nicht mehr um arm und reich, sondern vielmehr um Leben und Tod …

Berlin 2017: Die junge Galeristin Anna kann ihr Glück kaum fassen, als ein Nachlassverwalter ihr ein kostbares Porträt eines namhaften ungarischen Malers übermittelt. Das Bild hat mehr mit ihr selbst und ihrer Familie zu tun, als Anna zunächst ahnt.
(Text & Cover: © Heyne; Foto: © N. Eppner)


Ich mag Familiengeschichten, die eine Verbindung über mehrere Generationen schaffen. Im Leben ist es oft so, dass es Wiederholungen in der Vita verwandter Personen gibt. Auch, wenn diese sich nicht gekannt haben bzw. wenn es keine Sozialisierung durch die ältere der beiden Personen gab. Manchmal liegt die Verbindung in den Genen, lässt sich ganz klar auf die DNA zurückführen. Aber manchmal wiederholen sich Handlungsmuster auf unerklärliche Weise.

Anna, Galeristin und Kunstliebhaberin, lebt ihr Leben in recht geordneten Bahnen. Sie genießt die Tage, in denen sich alles um Kunst dreht, ebenso wie die Tage mit ihrem Liebsten, die aufgrund der Fernbeziehung eher seltener, dafür aber umso intensiver sind. Anna mag ihre Freiheit, die sie sich dank einer gewissen Struktur erarbeiten konnte. Doch dann gerät ihr Leben aus den Fugen. Durch Ereignisse in der Gegenwart, aber auch durch ein rätselhaftes Gemälde aus der Vergangenheit, das eine Verbindung schafft zwischen dem was ist und dem was war.

Rebeka kommt aus gutem Hause. Ist wohlerzogen und strebt eine Karriere als Schauspielerin an, der dank der Verbindungen des angesehenen Vaters nichts im Wege zu stehen scheint. Doch dann ändert sich die politische Situation. Ihr Vater wird enteignet, er und Rebeka müssen innerhalb kürzester Zeit all ihr Hab und Gut hinter sich lassen. Rebeka bittet die zwei Männer um Hilfe, die in ihrem Leben eine wichtige Rolle spielen. Doch nur einer der beiden steht zu ihr...

Es war für mich etwas schwierig in die Geschichte hineinzufinden. Ich hatte das Gefühl, dass mir Vorkenntnisse fehlen über die Historie Ungarns, dass ich gar nicht so genau weiß in welcher Situation die Figuren sich befanden. Nach einer Weile konnte mich das Geschehen dann aber doch noch mitziehen. So wie alle Romane, die in der Zeit um den Zweiten Weltkrieg spielen, trifft mich auch Nikoletta Kiss mit der Schwere, die diesem Jahrzehnt nachhängt. Willkür und Unmenschlichkeit, die auch in diesem Roman gezeichnet werden. Niemand bleibt verschont von dem was einst war.

Hier und da fühlte sich "Das Licht vergangener Tage" holprig an, was sicher auch am Thema liegt, aber auch an der Distanz, die zwischen mir und den Figuren lag und nicht so recht überwunden werden konnte. 


Buchinfo:

Heyne (Oktober 2019)
448 Seiten
Paperback 12,99 €


Rezensionen: © 2021, Nanni Eppner


01.06.21

Monatsrückblick | Mai 2021




Der Mai war ein guter Monat. Vielleicht, weil ich ihm jedes Jahr mit mehr Wohlwollen begegne, als den anderen Monaten, vielleicht aber auch, weil er wirklich gut war. Trotz Regen, trotz kühler Temperaturen, trotz Erkältung während der letzten Maitage. Das alles vergesse ich, wenn ich daran denke, welche guten Dinge der Mai mir mitgebracht hat.

Im Mai hatte ich ein Gespräch bei meinem Arbeitgeber (zur Erinnerung: ich bin bei einem soialen Träger für stationäre Jugendhilfe angestellt, bin in Elternzeit und arbeite während dieser Zeit als Reitlehrerin (Memo an mich: endlich mal eine Über mich Rubrik erstellen)). Grundlage des Gesprächs sollte mein Wiedereinstieg nach der Elternzeit sein. Diese läuft noch bis Ende Juli 2021. Vor der Geburt der Kinder arbeitete ich im 24h Dienst in einer Mädchenintensivgruppe. Die Arbeit an sich mag ich sehr, aber 24h Dienste kann ich mir jetzt mit eigenen Kindern nicht mehr vorstellen. Lange Rede, kurzer Sinn: während meiner Elternzeit konnte der Verein, der Träger unserer Arbeit ist, ein Zentrum für Tiergestützte Therapie aufbauen. Das ist ein Bauernhof mit Pferden, Schweinen, Eseln und Kaninchen. Demnächst kommen auch noch Schafe dazu. Dort ist ab sofort einmal in der Woche mein Arbeitsplatz. Am Freitag geht es los und ich freu mich sehr. Die Kombination aus Jugendhilfearbeit und Tieren ist genau der Job, für den ich vor Jahren Sozial Pädagogik studierte. 




Der Mai ist der Geburtstagsmonat vom Mann und mir. Auch in diesem Jahr mussten wir noch unter Coronabedingungen feiern und haben deshalb niemanden eingeladen, sondern den Tag mit unseren Eltern verbracht. Aber wir hatten die beste Geburtstagsvorfeier seit langem. Eine meiner besten und langjährigsten Freundinnen, die ich im letzten Jahr viel zu wenig gesehen habe, ist spontan mit ihrem Lebensgefährten, der mit meinem Mann befreundet ist, vorbeigekommen und wir haben einfach beisammen (auseinander) gesessen und gequatscht, Pizza gegessen, frisch gezapftes Bier getrunken und ganz, ganz viel gelacht. Das war einfach so entspannt und so schön. Am Geburtstagsmorgen bin ich ausgeritten. Natürlich gehört Zeit mit Pepper zu meinen Geburtstagswünschen und glücklicherweise war uns auch das Wetter gewogen. 

Der Mai war ein großartiger Lesemonat. Ich habe so viele tolle Bücher gelesen und bin mit jedem einzelnen glücklich, auch wenn zwei Bücher dabei sind, denen ich nur 3 Sterne geben würde, hatte ich mit jeder Lektüre eine gute Lesezeit. Ich freue mich so, dass ich im Mai meine Tage wieder so strukturieren konnte, dass ich mir richtig viel Lesezeit einbauen konnte. Meistens ist das morgens von 5 bis 6. Dann ist es bei uns noch so schön ruhig, dass ich komplett ins Buch eintauchen kann. Handy und Tablet sind dann noch ausgeschaltet, die Familie schläft und ich kann so konzentriert lesen, dass ich auch viel effektiver lese. Etwas zu kurz gekommen sind Sachbücher. Das möchte ich im Juni wieder ändern. Während ich im Mai fast hauptsächlich Lust auf Unterhaltung, wegtauchen und Kraft spendende, erholsame Lesezeit hatte, bin ich jetzt wieder extrem hungrig Neues zu lernen. Dazu nutze ich zusätzlich zu Sachbüchern übrigens auch gerne Podcasts. Hörst du gerne Podcasts?




Mai:

28) "Der Wind singt unser Lied" | Meike Werkmeister | Goldmann
29) "Jaffa Road" | Daniel Speck | S. Fischerverlage
30) "Witchmark. Das Lied der Toten" | C. L. Polk | Übersetzung: Michelle Gyo | Hobbit Presse
31) "Die Geschichte von Kat und Easy" | Susann Pásztor | Kiepenheuer & Witsch
32) "Im Land der weißen Wolke" | Sarah Lark | Lübbe
33) "Wer ist Edward Moon?" | Sarah Crossan | Übersetzung: Cordula Setsman | Mixtvision
34) "Das Licht vergangener Tage" | Nikoletta Kiss | Heyne
35) "Mr. Parnassus' Heim für magisch Begabte" | T.J. Klune | Überstezung: Charlotte Lungstrass- Kapfer | Heyne
36) "Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid" | Alena Schröder | dtv

Gar nicht so einfach im Mai nur ein Monatshighlight zu benennen. Wirklich großartig aufgebaut, prosaisch geschrieben, voller Ehrlichkeit und Kritik am Rechtssystem der USA, mit einer sehr bewegenden Familiengeschichte ist "Wer ist Edward Moon?" von Sarah Crossan, das zu Recht den Preis der Jugendjury beim Jugendliterturpreis 2020 gewann.

Einiges über die Vergangenheit, den zweiten Weltkrieg, das Leben der Juden nach Ende des Kriegs, dem Leben in Palästina und Ungarn, habe ich in "Jaffa Road", "Das Licht vergangener Tage" und "Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid" gelernt. Wobei mir letzteres am besten gefallen hat, weil die Schreibe Schröders, die bereits mehrere Bücher veröffentlichte und als Redakteurin arbeitete, richtig, richtig gut ist.

Wenn du ein Buch suchst, das dich glücklich macht, dann lies "Mr. Parnassus' Heim für magisch Begabte" oder eins der Bücher von Meike Werkmeister. Sowohl Klune, als auch Werkmeister schreiben Geschichten, die für ein wohliges Gefühl im Bauch sorgen, aber auch daran erinnern, was wirklich wichtig ist im Leben. Wie schnell wir uns selbst aus den Augen verlieren und wie leicht es sein kann den eigenen Träumen und Sehnsüchten zu folgen. Klune gelingt es mühelos zu verzaubern und das Herz zu wärmen, wie es mir bei einem Fantasyroman bisher noch nicht begegnet ist.

An "Im Land der weißen Wolke", sowie "Witchmark" mochte ich zwar die Schreibe, aber Sarah Larks Geschichte ist mir viel zu seicht romantisch, um mich wirklich zu begeistern, war aber nette, lockere Unterhaltung, die ich weggesuchtet habe (war ein bisschen wie Neflixen) und Polk hat tolle Figuren erschaffen, aber es gab doch einige Längen, die damit nicht überspielt werden konnten.

Wie war dein Lesemonat Mai? Welches Buch war dein persönliches Highlight?

Für die kommenden Wochen habe ich mir wieder ein paar tolle Backlisttitel aus dem Regal gesucht und freue mich auf einige aktuelle Titel, die ich vor einiger Zeit shoppen konnte. Sehnsüchtig erwartet wird "Rule of Wolves" von Leigh Bardugo. Bis zum ET überbrücke ich die Zeit mit der Netflix Serie "Shadow and Bone", die im Grishaverse spielt und richtig toll umgesetzt wurde.



Im Mai:


...haben Pepper und ich uns an die nächste Leistungsklasse rangetraut...


...habe ich viele Blüten...


...und Blumen fotografiert.


...war ich Assistentin einer Profifotografin
(erinnerst du dich an das Ponyfohlen?)


...und nahm an einem Workshop zum Thema Glück teil.


...pusteten wir viele Pusteblumen...


...Kuchen gebacken...


...Kränzchen geflochten...


...Sträuße gesammelt...


...und einen neuen Nachbarn bekommen. Die Kinder durften einen
Namen aussuchen und haben sich für Flecki entschieden.

Komm gut in den neuen Monat und hab es fein.



Text & Fotos: © 2021, Nanni Eppner

Foto Ponyfamilie: © 2021, Steffi Böhme